Von der Klimakatastrophe zur Verwandlungskraft
Seit einiger Zeit arbeitet das von der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland mitinitiierte Klimaforum an Fragen rund um unser planetarisches Klima. Dabei fließen nicht nur naturwissenschaftliche Gesichtspunkte wie Temperaturerhöhung und der menschliche CO2-Abdruck ein, sondern auch andere Faktoren, die unser Klima beeinflussen könnten, beispielsweise die Art des menschlichen Denkens und Zusammenlebens. Jörg Probst ist Berater für Energie und Nachhaltigkeit sowie ein aktives Mitglied des Klimaforums. Im Kurzinterview geht er auf inhaltliche Ansätze des Forums ein und beschreibt die nächsten Ziele der Initiative.
Sebastian Knust: Können Sie umreißen, was das Klimaforum ist und mit welchen Intentionen es gegründet wurde?
Jörg Probst: Das Klimaforum ist eine Forschungsgruppe, die sich seit mehreren Jahren mehrmals jährlich zu mehrtägigen Arbeitstreffen zusammenfindet. Die gemeinsame Arbeit ist auf die Klimasituation gerichtet. Ausgehend von der Arbeit von Stefan Ruf steht der Begriff des „atmosphärischen Bewusstseins“ am Beginn der Arbeit der Forschungsgruppe. Hiervon ausgehend werden die notwendigen Transformationsprozesse erarbeitet und in Zusammenhang mit den vielen Wirkungsfeldern der Beteiligten gebracht. Die Verwandlung, die zur Lösung der Klimasituation erforderlich ist, setzt eine innere Verwandlung in den Menschen voraus. Gerade hier kann die Anthroposophie einen Beitrag leisten. Gearbeitet wird in der Gruppe nicht allein mit Vorträgen und Gesprächen, es gibt ebenso angeleitete Meditationsübungen zur Erfassung der Atmosphäre und ihrer Grenze. Beindruckend ist dabei, wie klein doch der atmosphärische Raum ist: Nur 16 km über uns liegt die Grenze der ersten Schicht. Hier hinein, in diesen kleinen Raum, geben wir das CO2 und die vielen anderen Produkte unseres Wirtschaftens. Dies wahrzunehmen, ist eine Arbeit der Gruppe und jedes Einzelnen. Führend ist dabei die Frage: Wo bin ich Beobachter und wo bin ich drinnen im System Welt, der „Gaia“, einer „lebenden Erde“?
SK: Was ist Ihr persönlicher Impuls zur aktiven Teilnahme am Klimaforum?
JP: Aus meiner persönlichen Sicht ist die Klimatagung ein wichtiger Schritt, die Klimafrage aus den vielen technischen und ökonomischen Diskussionen herauszuholen und zu sehen: Die Außenwelt ist ein Abbild unserer Innenwelt, hier liegt die Quelle der Transformation, hier kann aus dem Wissen um die Klimakatastrophe ein innerer Impuls werden und der Wille zur Verwandlung entstehen.
Das Forum stellt die Forschungsergebnisse der Beteiligten weiter zusammen und bietet damit eine lebendige Begegnungsebene für die einzelnen Beteiligten.
Für meine Arbeit als Berater für Energie und Nachhaltigkeit in Unternehmen und Einrichtungen ist die Forschungsarbeit eine wesentliche Grundlage, ein lebendiger Austausch zur Vertiefung der Arbeit an einer Transformation, die in der inneren Arbeit beginnt und dann Wirkung in der Welt hat.
SK: Welche Perspektiven ergeben sich und welche konkreten Planungen haben Sie mit dem Forum in der nächsten Zeit vor?
JP: In den kommenden Treffen wird der Beitrag der Forschungsgruppe zur geplanten Klimatagung im Juni 2024 Thema sein. Im Weiteren wird es eine Übung sein, wieder in einen Prozess mit der Welt zu kommen, einen Zugang zu entwickeln, in dem der Mensch einen positiven Beitrag zur Klimafrage leisten kann.