Dr. Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie, kam am 25. Februar 1861 in Kraljevec, Österreich (heute Kroatien) zur Welt. In Wien studierte er Naturwissenschaften und Philosophie und promovierte 1891 zum Dr. phil. mit einer Arbeit zu Fichtes Wissenschaftslehre, heute veröffentlicht unter dem Titel "Wahrheit und Wissenschaft".
Ab 1890 wurde er in Weimar mit der Herausgabe von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften betraut. In Goethes Methode, die lebendige Natur zu erforschen, sah er die erkenntnistheoretische Grundlage einer zukünftigen Natur- und Geisteswissenschaft. In dieser Zeit begann seine umfangreiche publizistische Tätigkeit, u.a. veröffentlichte er seine Hauptwerke "Grundlinien einer Goetheschen Weltanschauung" und "Die Philosophie der Freiheit".
Von Berlin aus baute er ab dem Jahr 1902 mit einer umfangreichen Vortragstätigkeit die Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft auf.
Die Werke "Theosophie" und "Geheimwissenschaft im Umriss" dokumentieren den Stand seiner Forschung, deren inhaltliche und methodische Ausrichtung 1912 zu inhaltlichen Differenzen führte und in der Folge zur Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft.
Schon zu dieser Zeit war er gesellschaftskritisch und -politisch engagiert – u.a. unterstützte er publizistisch die Arbeit eines prominenten Vereins gegen Antisemitismus –, doch erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde er 1919 mit seinem Ansatz zur „Dreigliederung des sozialen Organismus“ als innovativer Reformer berühmt.
Die gesellschaftsinnovative "Bewegung für Dreigliederung" war die Grundlage für die Gründung der ersten Waldorfschule. Die Entfaltung und öffentliche Wirksamkeit der Anthroposophie erfuhr viel Zuspruch, aber auch Anfeindungen: Das Goetheanum, ein Bau, den Steiner ab 1913 in Dornach/Schweiz mit Freiwilligen aus aller Welt errichtet hatte, ging an Silvester 1922/23 durch Brandstiftung in Flammen auf.
Rudolf Steiner sah die Anthroposophie, ihre Erforschung, ihre Umsetzung und Weiterentwicklung immer als Gemeinschaftsaufgabe. Sein Lebenswerk wäre ohne Unterstützung zahlreicher Menschen nicht denkbar. So entstanden in seinen letzten fünf Lebensjahren auf der Grundlage seiner Forschung zahlreichen Gründungsinitiativen (Medizin, Heilpädagogik, Technik und Landwirtschaft), die Anfänge der heutigen anthroposophischen Bewegung.
Die konfliktreiche Aufbauarbeit veranlassten Steiner zu einer Neugründung der Anthroposophischen Gesellschaft 1923/24 und der Gründung der „Freien Hochschule für Geisteswissenschaft“ als weltweites Forschungszentrum der Bewegung. Diesen Neuanfang konnte er nur kurzzeitig unterstützen: am 30. März 1925 verstarb Rudolf Steiner nach mehrmonatiger Krankheit.
(1876–1943)
War Ärztin und entwickelte mit Steiner die Grundlagen der anthroposophisch erweiterten Medizin. 1921 gründete sie die erste anthroposophische Klinik in der Schweiz.
(1871-1914)
Christian Morgenstern – Dichter der Galgenlieder – fand in der Christologie Steiners zahlreiche Anregungen für sein literarisches Schaffen.
(1876–1936)
Der schwäbische Zigarettenproduzent wollte für die Kinder seiner Fabrikarbeiter eine Schule – die Waldorfschule. Er stellte Gebäude und Geld bereit und übertrug Steiner die Leitung.
(1867–1948)
Die frühe Mitarbeiterin von Steiner wurde später zu seiner Ehefrau. Gemeinsam entwickelten sie die Sprachgestaltung und die Eurythmie. Sie war mit der Herausgabe von Steiners Werk befasst.