Sommertreffen der JAN-Initiative
Die Jungen Anthroposophen Norddeutschland, kurz die JAN-Initiative, haben sich wieder einmal im Norden im alten Schafstall in Wörme zu einer Sommerwoche und einem Wochenende versammelt. In Wörme hat sich im Sommer dieses Jahres etwas geändert: Der biologisch-dynamische Hof, der den alten Schafstall betreibt, steht vor einem Neubeginn; seit Juli 2024 gestaltet dort eine neue Betriebsgemeinschaft das Leben und die Arbeit auf dem Hof. Die Mitglieder der JAN-Initiative durften dies für einen kleinen Zeitraum miterleben, durch Tätigsein auf dem Hof und das tiefere Einsteigen in die Historie des alten Schafstalls und der Natur drum herum.
In der diesjährigen Sommerwoche unterstützte die JAN-Initiative die neu gegründete Wörmer Hofgemeinschaft. Gemeinsam mit Clemens von Schwanenflügel begannen wir den Tag mit einer historischen Betrachtung des Schafstalls, angefangen bei 10.000 v. Chr. bis zur heutigen Zeit. Wir erkundeten die Veränderungen in der Natur, die starken Eingriffe des Menschen, wie er bis zu 90 Prozent des Waldes abholzte, und seine anschließenden Bemühungen, ihn wieder aufzuforsten. Während eines Rundgangs um den Schafstall führte uns Clemens durch die vielfältige Welt des Waldes der Nadel- und Laubbäume und dessen Geschichte.
Im weiteren Verlauf des Tages unterstützen wir den Hof mit all unserer Tatkraft. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten lernten wir die Mitglieder der neuen Hofgemeinschaft kennen, abends tauschten wir Gedanken aus und sangen gemeinsam. Eine angenehme Abkühlung an den heißen Spätsommertagen fanden wir in der Seeve.
Am Freitagnachmittag trudelten weitere Teilnehmende zum JAN-Wochenende ein, begleitet von strahlendem Sonnenschein und beinahe 30 Grad Hitze, während die Luft stillstand. Es wurde mit Kennenlernspielen und einer Einführung eingeläutet. Das zentrale Thema dieses Wochenendes: Geld. Das Ziel besteht darin, unsere Einstellungen, Meinungen und den Umgang mit Geld intensiv zu erleben, um diese neu gewonnenen Wahrnehmungen weiter in die Welt zu tragen. Jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin brachte eine Summe Geld mit, die man mit gutem Gefühl entbehren konnte.
Bereits in den ersten Begegnungen wurde deutlich, dass wir uns mit einem bedeutenden, schwer fassbaren Thema auseinandersetzten, das schnell seine Gestalt ändern kann und somit auch unsere Meinungen beeinflusst und wandelt. Am Samstag boten die Gastdozenten Leonie Steinbeis und Christopher Becker (Bildungsreferenten von fakt21) tiefe Einblicke in unsere Beziehung zum Geld, unser Verhältnis dazu und wie wir es handhaben. Anhand einer Mindmap auf dem Rasen vor dem Schafstall verdeutlichten wir unsere Gedanken und unsere Gefühle für das Geld.
In Gruppengesprächen vertieften wir den Austausch über unsere persönlichen Geldbeziehungen, prägende Ereignisse in unserer Geldbiografie, das Taschengeld aus der Jugendzeit und wie wir damals den Wert im Vergleich zu anderen empfanden. Wir teilten unseren aktuellen Kontostand, unseren finanziellen Hintergrund und wie sich dieses Sichtbarmachen auf uns auswirkt.
Diese Fragen drangen tief in bislang unerforschte Bereiche unserer Konditionierungen und gesellschaftlichen Prägungen vor und stellten unsere Einstellung zur Welt in Bezug auf Geld infrage.
Die Diskussionen blieben nicht theoretisch: Das mitgebrachte Geld wurde gesammelt, um es anschließend spielerisch neu zu verteilen. In drei Runden wurde zuerst nur gegeben, um die Empfindungen dabei zu reflektieren; dann wurde genommen – so viel und so schnell wie möglich. Das Geschehen wandelte sich von liebevoll und großzügig zu hinterlistig, berechnend und beinahe kriminell. In der dritten Runde überlegten alle für sich, was sie anderen geben wollten. In nur fünf Minuten versuchten wir uns darauf zu einigen, wer dringend unterstützt werden sollte. Dies erwies sich als schwierig, und so behielt jeder vorerst den Betrag, den er nun besaß.
Die Vielzahl an Emotionen wurde im Gesprächskreis reflektiert. Der Tag endete mit einem Pitch-Kreis, in dem Teilnehmende zwischen dem „Geben“- und dem „Nehmen“-Stuhl wählen konnten, um ihre Themen vorzustellen. Spannende Projekte wurden präsentiert und erhielten von einigen Teilnehmenden Spenden. Auch hier wurde das soziale Gefüge wahrnehmbar.
Der Tag klang mit Lagerfeuerliedern aus, gefolgt von einer Nacht der Reflexion. Am Sonntag standen Rückblicke, abschließende Fragen und eine Transparenz-Präsentation der JAN-Initiative von Tanja Rüter und Nadine Schott im Mittelpunkt. Es wurde deutlich, wie Transparenz für eine gemeinschaftliche Verantwortungsübernahme sorgt. Eine Initiative wächst heran und beginnt, neue Bewusstseinsformen im mutigen Umgang mit grundlegenden gesellschaftlichen Themen zu erkunden – ein Prozess, der von den beiden Dozentinnen wunderbar geleitet wurde.
Fynn Lehnert
Fynn Lehnert: geboren 1992 in Hamburg und mittlerweile wieder dort angesiedelt. Ausbildung und 7 Jahre Tätigkeit als Web-Programmierer, dann schlug er eine neue Richtung ein mit systemischem Coaching. Während seiner Jahre in Berlin leitete er viele Männerkreise, die Bewusstseinsarbeit mit Männern ist ihm ein besonderes Anliegen. Durch seine persönliche Gesundheitsfrage fand er seinen Zugang zur Anthroposophie. Heute leitet er einen Mysteriendramen-Lesekreis in Hamburg.
Bei Fragen und Interesse meldet Euch bitte bei Nadine Schott und Tanja Rüter, Orga-Team der JAN-Initiative, unter: jan-initiative. Die Initiative freut sich ebenfalls über finanzielle Unterstützung, um weiterhin Seminare organisieren zu können. Ein aktuelles Projekt ist die Erstellung einer Website, wofür momentan Geld gesammelt wird. Konto: DE08 4306 0967 0012 4126 00 @posteo.de