„Ätherisches Organisieren“
Über das Vorständetreffen Niederlande und Deutschland in Bochum
Die verschiedenen Landesgesellschaften haben jeweils eigene Akzente, Themen und Ausrichtungen. Und doch ist es erstaunlich, wie die „Farben zusammenklingen können“. Rik Ten Kate (Generalsekretär Niederlande) und Michael Schmock (Generalsekretär Deutschland) haben ein Treffen der Vorstände beider Länder vorgeschlagen. Das fand dann (noch kurz vor dem Reiseverbot) am 11. März in Bochum in den Räumen der GLS-Bank für sechs Stunden statt. Anliegen war es, die verschiedenen Arbeitsschwerpunkte kennenzulernen und gemeinsam auf Zukunftsaufgaben zu blicken. Es war ein erstaunlich anregender Austausch. Insbesondere auch, weil die Niederländer das wie selbstverständlich machen, was wir uns im Zukunftsprozess als ein Motiv vorgenommen hatten: die Gespräche und Zusammenkünfte als Üb-Vorgang zu gestalten. In Kommunikations- und Sozial-Lern-Prozessen waren uns die Niederländer schon immer weit voraus. Im ersten Schritt übten sie mit uns am „Grundstein“. Es gab inhaltlich-meditative Beiträge, Kleingruppen und Bewegungsübungen zum Thema „Geisterinnern – Geistbesinnen – Geisterschauen“. Ein lebendiges, aktiv-vertiefendes Geschehen spielte sich ab. Und – danach war atmosphärisch etwas Herzlich-Lebendiges im Raum. Dann hatten die Niederländer „ihr“ aktuelles Thema mitgebracht: „Ätherisches Organisieren“. Es geht ihnen um eine Neubestimmung der Vorstands-Gremien-Arbeit, um eine Ausrichtung auf spirituell-übende Zusammenarbeit im Sinne des „Umgekehrten Kultus“. Wie können wir die Gemeinschaftlichkeit wachsen lassen? „Wenn wir als Vorstände nicht die öffnende Zusammenarbeits-Geste veranlagen, sind wir über kurz oder lang überflüssig.“ So in etwa die einführenden Worte von Rik Ten Kate und Pim Blomaard. Auf der Suche nach neuen Organisationsformen für den Vorstand in den Niederlanden war dieses Motiv entstanden. Es meint insbesondere: das Prinzip „Zentrum“ ist heute nicht mehr gültig. Gegenwärtig ist „Zentrum“ immer da, wo Initiative ist. Der Vorstand ist nicht mehr das Zentrum. „Wir wollen zu einer Initiativ-Gemeinschaft und von irgendeiner bestimmenden Position weg. Von der Be-Stimmung zur Stimmung! Hier geht es um eine atmosphärische Qualität im Sozialen.“ Diese einfache Formel wurde im Folgenden an verschiedenen Beispielen erläutert: Mitgliederversammlungen spielen sich nicht mehr mit Rednerpult und frontal ab, Initiativen der Mitgliedschaft werden ins Zentrum gestellt, wir sprechen miteinander über unsere Engel in den Sitzungen und nehmen uns vor, jeden Tag aneinander zu denken usw. Die Erörterungen zu der neuen Arbeitsweise führten zu der Erkenntnis: Es geht nicht mehr um eine „Anthroposophische Gesellschaft“ als statische Organisation, sondern um die „Vereinigung“, um die „Integration“ der Initiativfelder. In diesem Sinne arbeiten sie mit den verschiedensten Gremien zusammen, mit den Sektionen in Dornach, den „Lebensfeldern“ usw. Das Geld, das durch Spenden und Mitgliedsbeiträge zur Verfügung steht, ist nicht für den Erhalt der Gremien da, sondern es muss dahin fließen, wo Initiative ist. „Es geht uns um eine Sozialkunst als professionelle Tätigkeit. Wir sind da zwar erst am Anfang, sehen aber schon die Aufgabenfelder, die sich daraus ergeben: 1. Selbst üben, 2. In den Dialog kommen wollen, 3. Integrationswille entfalten, 4. Gemeinschaftlich Prozesse steuern, Initiative unterstützen.“ Eine Forschungsgemeinschaft zu „Sozialkunst-Elementen“ entsteht, die neue Methoden und Zusammenarbeitsweisen entwickelt. Beide Vorstandsgruppierungen erlebten es als bereichernd, gemeinsam auf einen solchen „Paradigmenwechsel“ in der „Führungskultur der AG“ zu schauen und entsprechende Handlungsansätze zu entdecken. Michael Schmock