Der Grundstein zu Gast bei der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
Seit der Weihnachtstagung 2023 reist ein Nachbau des Grundsteins von 1913 durch die Länder der Weltgesellschaft von Veranstaltung zu Veranstaltung, um das geistige Band bewusst zu machen und weiter noch zu bilden. Nun war er auch in Deutschland zu Besuch.

Unser Eintrag im Gästebuch, das mit dem Grundstein durch die Welt reist
„Es ist unser tiefstes Anliegen, die Anthroposophie aus uns zur Wirksamkeit zu bringen und dem Wesen Anthroposophia zu einem Verwirklichungsraum auf Erden zu verhelfen. Wir kommen heute hier als Zeitzeugen zusammen, mit unserem je persönlichen Bezug zu Rudolf Steiner, zu dem Doppel-Dodekaeder, dem Grundsteinspruch und Rhythmen der Weihnachtstagung. Besorgt sehen wir auf die gegenwärtigen Umbrüche und Wendung der Zeit. Welche Richtung wird es nehmen? So wollen wir uns wach und bewusst in die Augen schauen und uns aus sozialer Kraft den Zukunftsaufgaben stellen. Möge auch zukünftig der Grundstein in den Herzen vieler, vieler Menschen getragen sein und er in seiner Bedeutung wachsen für eine Weltgesellschaft für Anthroposophie.“ (Monika Elbert und Olivia Girard, AGiD)
Als wir vor etwas mehr als einem Jahr, an Weihnachten 2023, mit 1000 Menschen im Goetheanum der 100 Jahre Weihnachtstagung gedachten, brachten Rik ten Cate und Pim Blomaard aus den Niederlanden das Bild einer Wärme- und Lichtsäule. Sie verglichen, wie es im Bericht von Sven Saar in Das Goetheanum nachzulesen ist, die erste Grundsteinlegung der Anthroposophischen Gesellschaft durch Rudolf Steiner 1913 mit einer Lichtsäule, die als Fundament installiert wurde. Diese sei im zweiten Goetheanumbau noch präsent. Für die heutige Zeit brauche es aber eine Wärmesäule, das Bild für die Grundsteinlegung des zweiten Goetheanums, um das Licht in seiner Wirksamkeit zu stärken, sagten die beiden, bezugnehmend auf einen Beitrag von Frederik Willem Zeylmans van Emmichoven in der Weihnachtstagung von 1923. Peter Selg sprach in einem Beitrag zur Tagung 2023 vom aristotelischen Licht des ‚richtigen Denkens‘, das nun auch das ‚heilsame Fühlen‘ brauche, zwei aneinander kreuzende Strömungen von Licht und Wärme. Viel Gedankenlicht ist in der Anthroposophischen Gesellschaft zu sehen. Überall in der Welt, in den Landesgesellschaften sind Menschen in diesem Licht vereint. Um mit unseren Herzen diese Verbundenheit auch sehen zu können, haben Rik ten Cate und Pim Blomaard ein Jubiläumsgeschenk der niederländischen Gesellschaft an die Weltgesellschaft mitgebracht: „zwei wunderschöne, von Rik ten Cate in Kupfer geschaffene Doppeldodekaeder, dem Grundstein des Goetheanum nachempfunden. Einer für das bestehende Gebäude als Erinnerung an den Gründungsimpuls. Der andere, kleinere, sollte in die Peripherie gehen: Anthroposophische Gruppen können ihn für Ereignisse, Feiern, Tagungen ausleihen und verpflichten sich, ihn an den nächsten Ausleiher zu schicken, egal wo in der Welt sich dieser befindet. Seine Reise würde dann von Rik ten Cate organisiert werden. Die zwei Teile dieser Gebilde stehen im Verhältnis 1 : 1,61 zueinander, dem Goldenen Schnitt, und erinnern so an die asymmetrischen Seiten des menschlichen Herzens und an die Kuppeln des ersten Baus. So empfängt das Goetheanum zwei Herzen: Das eine schlägt ‚daheim‘ in Dornach, wo wir uns begegnen und voneinander lernen. Das andere ist dort, wo die Mitglieder sind: in der Welt, ständig unterwegs in einem ‚Außenzuhause‘.“ Ein Herzensschlag, ein Pulsieren zwischen dem Zentrum und der Peripherie der anthroposophischen Bewegung und ihrer Gesellschaft, studierte und gelebte Anthroposophie, Punkt und Umkreis, Lehre und Lebensfeld in dynamischem Nebeneinander, „Dass gut werde …“.
Dieses Pentagondodekaeder, dieser Herzensgrundstein, den die niederländischen Freundinnen und Freunde anlässlich der 100. Weihnachtstagung 2023 dem Goetheanum in einer kleineren Version schenkten, war nun bei uns in Deutschland zu Gast. Er war am vergangenen Mitgliedertag am 15.2.2025, bei dem zusammen mit den aus Dornach angereisten Justus Wittich und Gerald Häfner an Fragen zur Zukunftsentwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft als Weltgesellschaft gearbeitet wurde, sowie am Rudolf-Steiner-Festtag vom 28.2. bis 1.3. bei der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland in Stuttgart zu sehen. Zu diesem Anlass versammelten sich 180 Menschen um ihn, um Rudolf Steiners zu gedenken, der die Erde vor 100 Jahren verlassen hat.
Zuvor war der Grundstein bereits in verschiedenen Ländern, kam über Dornach mit einem Boten aus Chile, und ist am Anfang März mit einem Boten wieder über Dornach, dann am nächsten Tag weiter mit einer Botin nach São Paulo, Brasilien, wo er bei der Anthroposophischen Gesellschaft in Brasilien anlässlich des 100. Todestages von Rudolf Steiner erwartet wird. Anschließend wird er von den Freunden aus Brasilien noch einmal über Dornach persönlich zurück in die Niederlande übergeben, bevor er dann weiter in den Süden fliegt. Das ist eine kleine Odyssee mit Dornach als Umsteigebahnhof, die mit der Überwindung vieler organisatorischen Hürden dieser Weltreise zusammenhängt. Von Hand zu Hand wird der Grundstein durch die Welt begleitet und verbindet uns Mitglieder und all die Anthroposophie liebenden Menschen in der ganzen Welt.
Mögen die Herzenswärme und das Gedankenlicht stets pulsieren und uns erleuchten, damit es uns gelingt, nach innen, als Menschen, die in der Liebe zur Anthroposophie und Dankbarkeit für Rudolf Steiner verbunden sind, die Anthroposophie, die Anthroposophische Gesellschaft und diese Bewegung zu schützen, sie zu pflegen und weiterzuentwickeln, nach außen unsere Kräfte der Welt zu schenken und dahin zu lenken, wo wir gebraucht werden.
Monika Elbert, Generalsekretärin der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland – AGiD
Olivia Girard, Klassenlehrerin an der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe, AGiD Kommunikation und Projektentwicklung, Stuttgart