Hochschule in Entwicklung
Ein Bericht vom Kolloquium in Hamburg

„So ergreif das Sein im Werden; so ergreif, was wird im Seienden.“
Rudolf Steiner, 24. Dezember 1920
Das Kolloquium stand unter dem Motto „Arbeitsformen der Hochschule in Entwicklung – vom übenden Umgang mit den Mantren der Klassenstunden“. Auf Initiative von Michael Schmock und Matthias Bölts kamen insgesamt 43 Menschen am 20. und 21. November 2020 in das Rudolf Steiner Haus Hamburg.
Im Mittelpunkt der Arbeit stand die Möglichkeit, unterschiedliche Arbeitsansätze und Arbeitsmethoden im Umgang mit den Mantren der ersten Klasse der Hochschule konkret wahrzunehmen und darüber in einen Austausch zu kommen. Die insgesamt fünf Üb-Gruppen wurden von Christine und Thomas Rüter, Christiane Hagemann, Elisabeth Wutte, Christiane Gerges und Wolfgang Kilthau geleitet.
Im anschließenden Plenum ging es um die Frage: „Welche Elemente des Übens sind mir begegnet?“ Der Charakter der Annäherung und des Übens wurde hervorgehoben und die die meditative Arbeit an den Mantren durfte prozesshaft und unfertig sein. Besondere Vertiefungsformen wurden in eurythmischen, in kultisch-künstlerischen und dramatisch-schauspielerischen sowie in begriffskünstlerisch-imaginativen Ansätzen erlebt. Der Dreischritt der Anthroposophie vom Gedanken über die Kunst zur „religiösen Innigkeit“ wurde erlebbar.
Steffen Hartmann eröffnete das Kolloquium mit einem Impulsreferat zum Zeitgeist Michael in seinem Verhältnis zu den anderen Zeitgeistern: Während Michael an den Menschen glaubt und ihm den Entwicklungsraum im Sinne der Freiheit offenhält, sind die sechs anderen Zeitgeister anders „gestimmt“ und stehen teilweise auch in Opposition zu ihm.
Wolfgang Kilthau setzte mit einem weiteren Impulsreferat fort, in welchem er herausarbeitete, wie die innere Berechtigung für die Mitarbeit an den Zukunftsfragen von Hochschule und Gesellschaft getragen sein möge von der Verbundenheit mit deren Schicksal.
Der dritte Impulsbeitrag von Rolf Speckner bezog sich auf die Situation der Hochschule nach Rudolf Steiners Tod: Marie Steiner zelebrierte am 30. März 1926 zur ersten Wiederkehr von Rudolf Steiners Todestag im Rahmen der ersten Klasse eine Gedenkfeier, deren Elemente aus der von Rudolf Steiner in den Vorkriegsjahren entwickelten und praktizierten erkenntniskultischen Arbeit stammten. Dieser Arbeitsstrom wurde von Rudolf Steiner zunächst FM (Freimaurerei), dann MD (Misraim-Dienst) und ab 1913 Michael-Dienst genannt. Wesentliche Elemente sind in den Tempelszenen der Mysteriendramen bereits sichtbar geworden, wie z. B. die drei Altäre im Osten, Süden und Westen. Sein Beitrag mündete in die offene Frage, welche Bedeutung für die Zukunft der Hochschule in der kultischen Arbeit liegt.
Das Abschlussplenum war bezogen auf die Frage nach „Perspektiven einer zukünftigen Hochschularbeit“. Dazu sind einige Anliegen vorgebracht worden: Zukünftige Hochschularbeit möge getragen sein vom Respekt und der Anerkennung der vielfältigen Arbeitsweisen und der Möglichkeit, voneinander zu lernen. Zukünftige Hochschularbeit möge zum einen die Brücke zum alltäglichen Leben weiter konkretisieren. Gleichzeitig soll sie neue Formen geistiger Zusammenarbeit von Gemeinschaften entwickeln, die im michaelischen Sinne den Resonanzboden für das Wirken geistiger Wesen bilden wollen. Am Anfang und Ende der beiden Tage standen musikalisch-meditative Beiträge von Matthias Bölts sowie das Lesen der drei Tafeln von Elisabeth Wutte.
Die Veranstaltung knüpfte an verschiedene Tagungen der vergangenen Jahre an, in welchen es um Entwicklungsfragen der Hochschule ging. Ein nächstes Treffen in diesem Zusammenhang wird im März 2021 am Goetheanum stattfinden. Für November 2021 ist eine Fortsetzung und weitere Vertiefung in Hamburg angedacht.
Matthias Bölts