Über das Alter und die Bedürfnisse der Generationen
Die Mitgliederversammlung 2022 der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland.
Wunderbares Sommerwetter begrüßte die etwa 100 Teilnehmer der Mitgliederversammlung in Kassel am Johannitag. Der erste Teil begann mit einem von Angelika Sandmann moderierten freien Gespräch, in dem es hauptsächlich um die Frage der zunehmenden Überalterung in der Anthroposophischen Gesellschaft ging. Diese Frage beschäftigt die Mitglieder in den vergangenen Jahren zunehmend. Das Gespräch war geprägt von einem wirklichen Interesse mit gleichzeitiger Ratlosigkeit. Durch einige Beiträge wurde deutlich, dass die jüngere Generation mit ganz anderen Anliegen und Ansätzen in der Welt steht. Nicht wöchentliche Zweigveranstaltungen am jeweiligen Wohnort treffen ihre Bedürfnisse. Vielmehr scheinen sie erst einmal den Blick in die Welt zu richten und daraus ihre Anliegen für lokale Begegnungen und Projekte entwickeln zu wollen. Es wurde deutlich, dass diese Frage, will man zu einer Antwort kommen, nach weiteren Wahrnehmungen und Gesprächen verlangt. (Anmerkung: Eine Woche nach der Mitgliederversammlung sollte ein Begegnungstag zwischen jungen Menschen und den Zweigvertretern aus dem Arbeitszentrum Stuttgart der Anthroposophischen Gesellschaft stattfinden. Dieses Treffen musste mangels Teilnahme seitens der älteren Gesellschaftsmitglieder abgesagt werden. Anmeldungen von jüngeren Menschen gab es einige.)
Im zweiten Teil wurde von Julian Schily der Finanzbericht gegeben. Ein großes Spektrum - von Zuwendungen für Vorhaben der Hochschule über Jugendinitiativen, Öffentlichkeitsarbeit, Projekte der Arbeitszentren, Förderung des Goetheanum bis hin zur Finanzierung der Geschäftsstelle - waren Aktivitäten und infolge auch Ausgaben der AGiD im vergangenen Jahr (die Details kann man dem Finanzbericht in den „Mitteilungen“ – siehe Website – entnehmen). Es wurde deutlich, dass die Initiativen und Aktivitäten aus Spenden und Erbschaftszuwendungen finanziert werden bzw. in dem Umfange stattfinden können, wie freie Mittel vorhanden sind. Die Beitragsverpflichtungen gegenüber dem Goetheanum und die Aufwendungen für den Strukturhaushalt der Landesgeschäftsstelle sind jedoch nicht mehr vollständig aus den Mitgliederbeiträgen finanzierbar.
Folgende Beschlüsse wurden auf der Mitgliederversammlung gefasst:
- Dem Beschlussvorschlag der Anhebung des Mitgliederbeitrages bis zum Herbst von 2,50 Euro wurde zugestimmt (68 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen und 5 Enthaltungen). Ein Meilenstein nach 25 Jahren gleichbleibender Beitragshöhe!
- Die Jahresrechnung wurde im Anschluss an den Bericht des vereidigten Buchführers Harald Colsman genehmigt. Harald Colsman sei an dieser Stelle für seine jahrelange Rechnungsprüfung herzlich gedankt. Er übte dieses Amt in diesem Jahr das letzte Mal aus. Durch Beschluss der Mitgliederversammlung wurde das Steuerbüro Colsman, Schalkau-Treß und Kollege mit der Erstellung und Prüfung des Jahresabschlusses für das kommende Jahr beauftragt.
- Der Vorstand wurde auf Antrag entlastet.
- Für die folgenden drei Beschlusspunkte wurden 77 Stimmzettel ausgegeben. Sie waren alle gültig.
- Gerhard Stocker, der die Bodenständigkeit des Gärtners (mit 77 Ja-Stimmen) und Tom Tritschel, der die Freude an der Kunst mitbringt (mit 68 Ja-Stimmen, 1 Nein-Stimme und 8 Enthaltungen), wurden in das Arbeitskollegium gewählt. Beide kommen aus dem von Freundlichkeit und gesundem Menschenverstand geprägten Ruhrgebiet. Sie nahmen die Wahl an. Wir freuen uns auf ihre Mitarbeit.
- Monika Elbert wurde als Generalsekretärin (mit 74 Ja-Stimmen, 2 Nein-Stimmen und einer Enthaltung) neben Michael Schmock bestätigt. Wir freuen uns, dass die Aufgaben des Generalsekretär-Amts wieder auf mehrere Schultern verteilt werden können.
Martin Schlüter wurde mit einer wertschätzenden Ansprache von Antje Putzke verabschiedet. Wir wünschen ihm alles Gute für seine nächsten Lebensschritte und danken ihm herzlich für seine fünfjährige Mitarbeit im Arbeitskollegium.
Mit Freude hörten wir die Berichte von Johanna Reimer aus Freiburg und Iris Böger aus Braunschweig. In Freiburg ist die Sanierung des anthroposophischen Hauses für Kultur, Therapie und Begegnung fast abgeschlossen. Im Oktober wird es ein Fest zur Wiedereröffnung geben. Und in Braunschweig ist ein Haus der Anthroposophie in Planung, in dem zukünftig Kultur, Therapien und anthroposophische Veranstaltungen Platz finden sollen. Wie wunderbar, wenn wir auch auf Erneuerung und Entwicklung schauen können!
Für einen ausführlichen Ausblick auf das kommende Jahr reichte die verbliebene Zeit nicht mehr aus. Michael Schmock wies nur kurz auf unsere Hauptvorhaben hin:
- Es soll im kommenden Sommer eine größere Tagung in Stuttgart stattfinden, „Campus Bildung“: Alle anthroposophisch orientierten Ausbildungsstätten Deutschlands sollen dort die Möglichkeit bekommen, sich vorzustellen, gegenseitig wahrzunehmen und darüber auszutauschen, wie Bildung zukünftig sinnvoller Weise aussehen könnte.
- Außerdem wollen wir den 100. Gründungstag der Anthroposophischen Gesellschaft (28. Dezember 1923) auch in Deutschland feiern.
- Die kommende Mitgliederversammlung soll wieder am Johanni-Wochenende stattfinden.
Michael Schmock dankte den Arbeitszentrumsvertretern für ihre Initiativen, zum Beispiel den „Zweigtag“, der in diesem Jahr das dritte Mal stattfinden wird. Er bietet Zweigmitgliedern und Interessierten die Möglichkeit, sich über Zweigarbeit einerseits und anthroposophische Inhalte andererseits auszutauschen und gegenseitig anzuregen. Auch das Ausrichten eines besonders gestalteten Michaelfestes, das zum ersten Mal im vergangenen Herbst in München stattfand und Anfang Oktober auf dem Dottenfelder Hof gefeiert werden wird, ist eine weitere schöne Initiative aus dem Kreis der AZ-Vertreter.
Das Gespräch am Anfang der Mitgliederversammlung zeigte, dass die Teilnehmer sich gerne austauschen möchten und die vorgesehene Zeit etwas knapp bemessen war. Das sollte im kommenden Jahr wieder großzügiger gehandhabt werden. Insgesamt lag ein freundlicher Glanz über der diesjährigen Mitgliederversammlung, der uns hoffentlich in der kommenden Zeit tragen wird. Wir haben uns über jede*n Teilnehmer*in gefreut und wünschen nun einen erholsamen, sonnigen Sommer!
Christine Rüter | AGiD, Vostandsmitglied