Sternschnuppenbildung
In Stuttgart trafen sich vor kurzem Menschen aus den anthroposophischen Praxisfeldern zu einem Austausch über zeitgemäße Bildung. Eindrücke vom "Forum Zukunftsfähige Bildung" aus der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Info3".
Ein Forum lebt vom Gespräch, ob im alten Rom oder im modernen Stuttgart. Das bewiesen die rund 150 Teilnehmenden des Campus Bildung Anfang Juni, die sich mit der Frage „Was ist zukunftsfähige Bildung?“ beschäftigten.
Vor dem Beginn durchzuckte Stuttgart ein Gewitter. Den davon energetisierten Teilnehmer:innen blitzten im Eröffnungsplenum des Campus Bildung Perspektiven entgegen, die Bildung als gesamtgesellschaftliche Herausforderung in den Blick nahmen. „Zwischen mir und der Welt klafft ein Abgrund“, konstatierte Gerald Häfner vom Goetheanum. Die Menschheit entferne sich im Zuge der rezenten Krisen vom Geistigen und nehme immer mehr eine Zuschauerrolle in ihrem eigenen Leben ein. Dem gegenüber appellierte er: „Ändert euren Sinn!“. Globale Perspektiven kamen durch Mona Lenzens Bericht aus Ägypten in den Blick, die das ästhetisch-sinnesorientierte Studieren an der Heliopolis-Universität ausmalte. „Wie gelingt eine Bildung der Mitte?“, fragte die Kinderärztin Karen Michael, die der gesellschaftlichen Gesundheit insgesamt ein schlechtes Zeugnis ausstellte. „Immer mehr Menschen geraten in eine Dissoziation statt in eine Anbindung, was wir unter anderem an Essstörungen und Autoimmunkrankheiten sehen.“ Karen Michael war sich sicher: „Der Intellekt wird mit Sicherheit nicht das sein, was uns rettet.“ Zumindest sollte er von Herzenswärme flankiert werden, wie Angelika Wiehl von der Alanus-Hochschule Mannheim deutlich machen konnte: In einer Waldorfschule in Berlin-Kreuzberg habe sie erlebt, wie die Lehrerin den Morgenspruch auf Arabisch rezitierte, was die Schüler:innen mit Migrationshintergrund sehr berührte: „Man muss nicht zuerst Deutsch lernen, um sich zu integrieren, sondern man muss im Herzen berührt werden – damit beginnt es.“ Diese hohe Energie veranlasste unter anderem Joos van den Dool (Universität Witten/Herdecke) dazu, am zweiten Abend zu sagen: „Für mich hat es sich schon für das erste Plenum gelohnt, herzukommen.“ ...