Entwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft als achtsame, verständnisvolle, vorurteilsfreie Erkenntnis- und Liebesgemeinschaft
Klaus-Peter Freitag ist neues Vorstandsmitglied der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland. Der Waldorfpädagoge und langjährige Geschäftsführer des Bundes der Freien Waldorfschulen widmete einen großen Teil seiner Tätigkeit der qualitativen Weiterentwicklung der Waldorfschulen in Deutschland. Nun konnte er zur Mitarbeit bei der AGiD gewonnen werden. Im Interview stellt er sich kurz vor und skizziert seine Anliegen als neuer Vorstand.
Sebastian Knust: Lieber Klaus-Peter, Du bist ja frisch berentet und aus einer langjährigen Tätigkeit beim Bund der Freien Waldorfschulen ausgestiegen. Welche Tätigkeitsfelder hast Du dort bearbeitet?
Klaus-Peter Freitag: Nach 18-jähriger Tätigkeit als Waldorflehrer, fünf Jahren als Dozent in der Waldorflehrerbildung und vielen über die jeweiligen Einrichtungen hinausgehenden Tätigkeiten auf Landes- und Bundesebene durfte ich mich beim Bund der Freien Waldorfschulen ganz um alle pädagogischen Fragestellungen kümmern. Es war die schönste Aufgabe, die man sich vorstellen kann: von den Kontakten zu den Einrichtungen, die sich um die Vorschulkinder kümmern, über die Einschulungsfragen, Herausforderungen der Inklusion, Gesundheits- und Ernährungsfragen, pädagogischen und strukturellen Schulgestaltungen, Schulabschlussherausforderungen bis zu den Themen der individuellen Waldorfabschlüsse und vor allem aber den Fragen der Qualität der Pädagogik. Zusammenfassend kann man sagen, dass ich mich um alle pädagogischen Herausforderungen, die auf uns zukamen, habe bemühen dürfen. Dabei war mein innerer Kompass einerseits an den Hinweisen Rudolf Steiners ausgerichtet und orientierte sich andererseits immer ganz konkret an den Lernenden, die für mich im Mittelpunkt standen. Daher war es mir immer die größte Freude, mich intensiv in den persönlichen Begegnungen um die Lernendenvertretungen (WaldorfSV) kümmern zu dürfen.
SK: Was hat Dich bei Deiner vergangenen Tätigkeit besonders berührt, welche Erfahrungen bringst Du mit zur AGiD?
KPF: Mir waren immer die persönlichen Begegnungen wichtig, seien es die mit den Lernenden oder Lehrenden, die mit Eltern oder mit Persönlichkeiten aus Behörden, Ministerien und nicht anthroposophischen Verbänden, die mich jeweils sehr bereicherten und inspirierten. Besonders zu erwähnen ist hier auch der von der AGiD, und konkret von Michael Schmock und Matthias Niedermann federführend gestaltete Kongress „Soziale Zukunft“ 2017 in Bochum, aus dem eine noch intensivere Zusammenarbeit der Menschen aus den unterschiedlichen, durch die Anthroposophie bereicherten Lebensfeldern hervorgegangen ist.
Beglückend und sehr bereichernd war und ist mir auch meine Mitarbeit im Initiativkreis der Pädagogischen Sektion, in der auch mein Vorstandskollege Gerhard Stocker mitwirkt, wo wir uns auf Hochschulebene um die Grundlagen der anthroposophischen Pädagogik bemühen.
SK: Was sind Deine Motive und Intentionen zur Mitarbeit im Vorstand der AGiD? Gibt es spezielle Gebiete, die Dir besonders am Herzen liegen und für die Du Dich engagieren möchtest?
KPF: Dadurch, dass ich mich immer neuen Herausforderungen stellen und immer mit anderen Menschen gemeinsam arbeiten durfte, fühle ich mich durch meine bisherige Biografie reich beschenkt und möchte meinen Erfahrungsschatz in meiner neuen Tätigkeit gerne und uneigennützig einbringen und zur Verfügung stellen. Dabei soll es nicht in erster Linie darum gehen, was ich ggf. will, sondern was, um es bescheiden auszudrücken, die Menschheit und die Welt von uns und ganz konkret von mir brauchen und wollen. Und selbstverständlich ist mein innerer Kern die tiefe Verbundenheit mit der Anthroposophie, die für mich auch der Kraftquell ist.
In der AGiD will ich daher alle Aufgaben ergreifen, die mir zugesprochen werden, und ich möchte helfen, die Anthroposophische Gesellschaft als eine achtsame, verständnisvolle, vorurteilsfreie Erkenntnis- und Liebesgemeinschaft im besten Sinne zu gestalten und die AGiD als Verein in der notwendigen und „äußere“ Entwicklung ermöglichenden Form zukunftsfähig zu entwickeln.
Ganz konkret darf ich mich nun auch um das besondere Steiner-Jahr 2025, in dem sich der Todestag Rudolf Steiners zum hundertsten Mal jährt, kümmern. Hier mögen wir gemeinsam und freudig auf das bereits Erreichte blicken und mutig und tatkräftig die weiteren Zukunftsaufgaben angehen.