Vom Ernst, vom Wollen und vom Wagen
Aus dem Zugehen auf 100 Jahre Weihnachtstagung
Im Dezember werden 100 Jahre verstrichen sein, seit Rudolf Steiner die bedeutungsvolle Weihnachtstagung in Dornach abhielt. Dort verband er die esoterische anthroposophische Bewegung und die Anthroposophische Gesellschaft so miteinander, dass sie eines wurden. Eine Umstülpung: Die esoterische Bewegung nun als Kern der Anthroposophischen Gesellschaft. Erleben wir das heute so? Können wir die anthroposophische Bewegung als esoterisch charakterisieren und als Kern der Anthroposophischen Gesellschaft empfinden? Wie die geschätzte Leserin die Frage auch beantwortet – die Weihnachtstagung ist zweifelsohne ein bedeutsames Ereignis. Wie wollen wir 100 Jahre später auf dieses Ereignis zugehen? Wie möchten Sie darauf zugehen?
Vielerorts finden Vorbereitungen statt, in den Zweigen und Arbeitszentren. In Dornach bereiten die schweizerische Landesgesellschaft und die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft gemeinsam eine Weihnachtstagung vor. Dies geschieht auch unter Einbezug der Erwartungen, die das Publikum mitbringen wird. Es ist ein Gestalten zwischen „Neues Wagen“ und „Hergebrachtem Genügen“. Wir Autoren gehen auf dieses Ereignis in einem Gestaltungsprozess gemeinsam mit einem Freundeskreis zu, an dessen Ende die Tagung „Ursprung Zukunft“ in Stuttgart stehen wird. Damit wollen wir das fortführen, was durch die Brandtagung zum vergangenen Jahreswechsel begonnen hat. Der Großzweig Anthroposophische Gesellschaft Stuttgart hat sich für dieses Vorhaben sehr freilassend als Veranstalter angeboten, und so wird die Arbeit der Vorbereitungsgruppe rechtlich und wirtschaftlich gestützt. Im folgenden Artikel möchten wir gern einladen zu einer Handvoll Gedanken, die im Vorbereitungsprozess entstanden sind.
Die anthroposophische Aufgabe persönlich nehmen
Wie gelingt uns ein Neugriff der Anthroposophie, wie er nach dreimal 33⅓ Jahren aus okkulten und offenkundigen Gründen geschehen muss? Wie wollte Rudolf Steiner Anthroposophie? In einer Versammlung der Landesrepräsentanten im Juli 1923 blickt er aus drei Perspektiven auf die Anthroposophie (GA 225). Johann wurde von der Schilderung des notwendigen Ernstes gepackt, „der verbunden sein muss überhaupt mit dem Hineinschreiten in die geistige Welt“. Jeder Mensch muss diesen Ernst für sich individuell wollen, ihn leben wollen. Doch was nützt es, wenn der Leiter einer großen Klinik mehr Anthroposophie im Unternehmen wünscht? Kein Chef kann ein Unternehmen alleine führen, er ist angewiesen auf jeden einzelnen Mitarbeiter. Wenn sie alle Anthroposophie wollen, dann ist der Weg frei. Ähnlich muss es Rudolf Steiner ergangen sein in seiner Vorstandsposition der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Er alleine konnte die Anthroposophie nicht auf die Erde bringen. Er war angewiesen auf Menschen, die begriffen hatten, was in der Vorrede zur „Philosophie der Freiheit“ (GA 4) anklingt: „Und man kann fühlen, es ginge der Seele etwas ab von dem, was sie sein soll, wenn sie nicht vor die zwei Möglichkeiten: Freiheit oder Notwendigkeit des Wollens, einmal mit einem möglichst großen Frageernst sich gestellt sähe.“ Die Antwort auf diese Frage müsste verdorren, wenn ihr nicht der gleiche Ernst zukäme, den die Seele für die Frage aufbrachte…
Johann Schmiedehausen und Nina Wedemeyer
Hinweis: die ausführliche Fassung des Artikels finden Sie in der Weihnachtsausgabe unserer Mitgliederzeitschrift "Mitteilungen".
Zukunft 100 Jahre Weihnachtstagung
27.–31.12.2023 in Stuttgart