Kolloquium “Spiritualität und Waldorfpädagogik”
Mit dem Ziel nach spiritueller Vertiefung des Waldorfimpulses und kollegialem Austausch fand am 3. Mai 2023 das Kolloquium „Spiritualität und Waldorfpädagogik” an der Johannes Schule Berlin statt. Das Kolloquium wurde vom Initiativkreis der Pädagogischen Sektion Berlin-Brandenburg/ Mitte-Ost organisiert und richtete sich an alle tätigen Pädagog:innen und Mitarbeiter:innen an Waldorfeinrichtungen, denen die spirituelle Dimension der Waldorfpädagogik ein Anliegen ist, diese bewusst suchen, erforschen und vertiefen wollen.
In einer Zeit, in der die spirituelle Grundlage der Waldorfpädagogik massiv hinterfragt, kritisiert oder gar missverstanden wird, droht diese Grundlage in Vergessenheit zu geraten. Gleichzeitig ist es eine Tatsache, dass alte Formen nicht mehr greifen und nicht mehr stimmig sind, dass die Suche nach spiritueller Vertiefung durchaus da ist, diese nur in einer anderen Form geschieht beziehungsweise einer anderen Sprache und einer neuen Sichtweise bedarf.
Auf der Suche nach dieser neuen Sprache, nach neuen Arbeitsformen, aber mit dem Ziel, Vertiefung zu fördern und Erneuerung zeitgemäß zu impulsieren, bot die regionale Gruppe der Pädagogischen Sektion in Deutschland einen Raum für Begegnung, Vertiefung und Vernetzung an, um gemeinsam an spirituellen Forschungsfragen wie zum Beispiel der Methodik und Vorbereitung von Unterricht oder an den aktuellen Herausforderungen der Waldorfpädagogik zu arbeiten.
Es kamen rund 30 Teilnehmer:innen aus Kleinmachnow, Potsdam, Leipzig, aus sieben Berliner Waldorfschulen sowie einer Fachschule, die sich in einem lebendigen, tiefgehenden Austausch über aktuelle Fragen und zukünftige Zusammenarbeit begegnet sind.
In einem kurzen Impulsbeitrag ging es um das Göttlich-Geistige im werdenden Menschen als einen Aspekt der Spiritualität in der Waldorfpädagogik. Dieses täglich im Bewusstsein zu halten und im Unterricht zu ihm vorzudringen, sei eine michaelische Aufgabe der Erziehung. Schließlich handle es sich dabei um jene Aufgabe, wie sie von Steiner im umgekehrten Kultus für die anthroposophische Gemeinschaftsbildung gefordert wurde. Es stehe jedem Menschen frei, sich darin jederzeit zu üben.
Die im Gespräch bewegten Fragen waren vielfältig und umfassten insbesondere Themen aus den Bereichen: Was heißt es, nach 100 Jahren Waldorfpädagogik diesen Impuls und damit unsere Schulen lebendig zu erhalten? Welcher Voraussetzungen bedarf es dafür? Welche Entwicklungen haben uns bisher gehemmt und wie können wir manches „Hemmende” hinter uns lassen, ohne Essenzielles zu negieren? Wie begegnen wir einer allgemein erlebten Kraft- und Initiativlosigkeit? Wie helfen wir uns gegenseitig?
Neben mannigfaltig geäußerten Anregungen und Erfahrungen wurde auch transparent über die Entstehung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft mit ihrem Meditationsweg der sogenannten „19 Klassenstunden” berichtet. Der sich anschließende offene Austausch wurde begrüßt und dankbar angenommen. Es war ein sehr gelungenes Kolloquium, was gerne fortgesetzt werden möchte.
Olivia Girard, Gregor Siber, Beate Unterborn und Christian Ahrens
Initiativkreis der Pädagogischen Sektion Berlin-Brandenburg/ Mitte-Ost